Wie finde ich einen (zu mir) passenden Psychotherapeuten?
Wer sich entschieden hat, einen Therapeuten* aufzusuchen, steht oftmals vor dem Wunsch und der Herausforderung, den „richtigen“ für sich zu finden. Den Durchblick bei den verschiedenen anerkannten Therapierichtungen in Österreich zu bekommen , ist gar nicht so einfach.
Ich erfahre am häufigsten, dass erst einmal im Bekanntenkreis gefragt wird, ob denn jemand einen guten Therapeuten kenne (wobei „gut“ in dem Fall ja immer subjektiv ist). Durch die Empfehlung von einer bekannten Person, entsteht ein erstes Gefühl von Vertrautheit, das für den Beginn einer Therapie bedeutsam sein kann.
Das Internet wird am zweithäufigsten als Informationsquelle herangezogen. Entweder über die allgemeine Google Suche oder Portale wie Psyonline, bei denen nach Kriterien, wie Thema, Bundesland, Name, … gefiltert werden kann.
Da ich immer wieder Klienten erlebe, die mit der großen Auswahl gefordert sind und nicht genau wissen, wie sie die Therapeutensuche am besten angehen sollen, möchte ich Ihnen Ideen näher bringen, die Ihre Suche erleichtern können.
Psychotherapeut, Psychologe oder Psychiater?
Diese drei Berufsgruppen klingen sehr ähnlich und werden auch häufig miteinander verwechselt. Sie beschäftigen sich zwar alle mit Themen rund um die Psyche, sind aber grundsätzlich in Ausbildung und Tätigkeitsbereich unterschiedlich. Auf Psyonline finden Sie eine genauere Beschreibung der einzelnen Berufsgruppen.
Mann oder Frau?
Ob es sich um eine Therapeutin oder einen Therapeuten handelt mag für manche mehr oder weniger relevant sein. Stellen Sie sich im Vorfeld die Frage, wohin es Sie mehr zieht, ob Sie eine Präferenz haben, beziehungsweise mit welchem Anliegen/Thema sie kommen und ob Sie dieses lieber mit einem Mann oder einer Frau bearbeiten möchten.
Erster Eindruck
Egal, ob über die Homepage, ein Telefonat oder das Erstgespräch – achten Sie auf Ihren ersten Eindruck, Ihr Bauchgefühl. Ist die Gestaltung der Homepage, die Fotos oder die Stimme der Person für Sie ansprechend, finden Sie die Person sympathisch?
Nähe und Distanz
Hier gibt es zweierlei Überlegungen … Eine Therapie kann über einen längeren Zeitraum dauern, wobei es einerseits aus praktikabler Sicht sinnvoll sein mag, einen Therapeuten im Umkreis aufzusuchen um lange Anfahrtszeiten zu vermeiden. Befindet sich die Praxis in der Nähe, kann es andererseits vorkommen, dass es gemeinsame Bekannte gibt oder zufällige Begegnungen im privaten Setting zustande kommen. Obwohl dies absolut kein Hindernis darstellen soll, bemerke ich doch, dass manche Klienten lieber eine Praxis wählen, die ein paar Kilometer von ihrem Zuhause entfernt liegt.
Welche Therapierichtung?
Systemische Familientherapie, Logotherapie, Verhaltenstherapie… in Österreich sind momentan 23 verschiedene Therapierichtungen anerkannt. Je nach Richtung werden unterschiedliche Methoden angewendet. Studien zeigen, dass eindeutig die Beziehung zwischen Therapeut und Klient der ausschlaggebendste Faktor für einen erfolgreichen Prozess ist. Ich denke es ist wichtig, mit dem jeweiligen Therapeuten im Erstkontakt abzuklären, ob Ihr Anliegen mit der Therapierichtung und dem jeweiligen Therapeuten vereinbar ist. In diesem Fall können Sie sich auch direkt erkundigen, wie die Therapiemethode aussieht und entscheiden dann, ob dies für sie passend sein kann.
Kosten
Je nach Anliegen kann eine regelmäßige Therapie über einen gewissen Zeitraum sinnvoll und damit auch eine finanzielle Angelegenheit sein. Eine (Teil-)Refundierung der Krankenkassen ist je nach Therapeut und Krankenkasse möglich. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, wieviel dies in Ihrem Fall ausmacht. Manche Therapeuten stellen ein Kontingent an vergünstigten Therapieplätzen zur Verfügung.
Erstgespräch
Bei einem unverbindlichen Erstgespräch haben Sie die Möglichkeit, den Therapeuten kennen zu lernen und jegliche Fragen zur Therapie gemeinsam abzuklären. Ich empfehle gerne, sich auf das Gefühl zu verlassen. Können Sie sich vorstellen, sich in dieser Praxisatmosphäre und mit diesem Gegenüber zu öffnen und sich gemeinsam auf die Reise zu machen? Ganz im Sinne von Irvin Yalom, der in seinem Buch, der Panama Hut, schreibt: „Ich bezeichne meine Patienten und mich am liebsten als gemeinsam Reisende…“
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach einem Therapeuten, der für Sie, Ihr Anliegen und Ihre Reise stimmig ist.
Vera Schwaiger
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*Für einen angenehmeren Lesefluss wähle ich die männliche Form im Text