Tipps zur therapeutischen Behandlung per Video (für KlientInnen und TherapeutInnen)

Durch die aktuellen Ausgangsbeschränkungen bekommt das Thema der Onlinetherapie, Teletherapie, Videotherapie oder Psychotherapie von Zuhause vermehrt Aufmerksamkeit. Technologien und Tools bieten uns jetzt eine gute Möglichkeit, trotz Covid-19 Vorsichtsmaßnahmen, Kontakt zu KlientInnen zu halten und als Überbrückung einer Notstandslage eine psychotherapeutische Behandlung durchzuführen.

Falls dies für Sie auch eine Möglichkeit darstellt, habe ich hier ein paar Tipps zusammen getragen, worauf Sie achten können:

Vor der Sitzung

  • Achten Sie auf eine stabile und schnelle Internetverbindung (die Empfehlung der Bandbreite liegt bei 5 Mpbs, testbar unter speedtest)
  • Wählen Sie ein seriöses und möglichst DSGVO konformes Tool für Ihre Videokonferenz aus
  • Überprüfen Sie Akku bzw. Stromversorgung Ihres Geräts
  • Verwenden Sie Kopfhörer, um Rückkoppelungen zu vermeiden
  • Wählen Sie einen ruhigen Arbeitsplatz, ohne Hintergrundgeräusche und überprüfen vorher den von der Kamera erfassten Hintergrund, dieser sollte neutral und möglichst reizarm sein
  • Achten Sie auf die Belichtung, so dass Ihr Gesicht gut sichtbar ist (Licht von vorne)
  • Platzieren Sie die Kamera so, dass sich Augen und Kamera auf einer Linie befinden und vermeiden damit ein Herabschauen oder Hinaufschauen
  • Auf reizarme, einfärbige Kleidung ohne Muster achten (grelle Töne vermeiden). Muster oder Streifen können unruhig wirken und ein Flimmern am Bildschirm erzeugen
  • Testen Sie das gewählte Tool vorab aus
  • Schließen Sie die im Hintergrund laufenden Programme auf Ihrem Computer
  • Für TherapeutInnen: Bereiten Sie Einwilligungserklärungen vor, bei denen der Klient/die Klientin ein Einverständnis gibt, da es sich um gesundheitsbezogene Daten über technische Tools handelt. Klären Sie damit ab, ob der Klient/die Klientin bereit ist, die Therapie über diesen Weg durchzuführen

Während der Sitzung

  • Sprechen Sie bewusst klarer, deutlicher und langsamer aufgrund einer möglichen Verzögerung durch die Übertragung. Integrieren Sie mehr Pausen
  • Fragen Sie Ihr Gegenüber, ob die Verbindung optimal ist und vergewissern Sie sich, dass Sie beide gut hör- und sichtbar sind
  • Tauschen Sie sich gegebenenfalls aus, wo (in welchem Raum) Sie sich befinden und fragen auch nach, wo sich Ihr Gegenüber befindet. Diese Information gibt Orientierung und Sicherheit
  • Für bewussten Augenkontakt blicken Sie direkt in die Kamera. Schauen Sie jedoch auf die Augen des anderen am Bildschirm schauen, wird dies nicht als direkter Blick wahrgenommen
  • Ihre Körperhaltung und Gestik sollte ruhig sein. Vermeiden Sie schnelle Bewegungen
  • Tauschen Sie sich am Ende der Session aus, wie die Einheit über Video empfunden wurde

Die Einheit über Video bringt einige Vorteile und stellt uns gleichzeitig vor Herausforderungen:

  • Durch den eingeschränkten Sichtbereich der Kamera wird lediglich ein Ausschnitt des Gegenübers gezeigt, wobei oftmals Teile der Körpersprache (Füße, Hände,…) nicht sichtbar sind und damit weniger Kontextinformationen liefern
  • Ein direkter Augenkontakt ist nicht möglich
  • Unsere kognitiven Anteile werden stark beansprucht durch Fixieren des Bildschirms
  • Eine Art „Kontaktsog“ kann entstehen, wo wir kaum Gesprächspausen oder ein Schweigen gestatten, uns einmal zurücklehnen, nachspüren

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